Hunger

Sie ist so wunderschön, wie sie so nackt vor mir liegt. Helena, eine Ehefrau. Die Frau die ich vergöttere.
Ich betrachte sie innig: Die wohlig geschlossenen Augen, die vollen roten Lippen – leicht geöffnet, straffe Brüste – nicht zu groß und nicht zu klein, blonde Locken die ihre helle sommersprossige Haut betonen… Einfach makellos. Ich beuge mich vor, bedecke ihren warmen Körper mit Küssen, sauge ihren berauschenden Duft tief auf. Einen Moment schwinden mir die Sinne, ich bin so gefangen von all der Sinnlichkeit, dass ich mich wie besessen an sie kralle, meinen Kopf in ihrem Schoß bette.

Als es an der Tür klingelt schrecke ich aus meiner Trance auf. Es ärgert mich maßlos, dass es jemand wagt unsere heilige Vereinigung zu unterbrechen. Ich werfe einen Blick auf Helena, streiche liebevoll über ihre Seiten, ehe ich mir mit der blutverschmierten Hand über die Stirn wische. Ich weiß, dass sie es sind. Die Bullen. Dass sie kommen, um mich zu holen… Ich fürchte mich nicht. Ich stehe auf und werfe eine der beiden Steppdecken aus dem Wohnzimmer über die Leiche meiner Frau. Bedecke ihre Blöße, wie es sich gehört für das, was mir gehört. Nur der schwere Geruch von Blut verrät die tiefe Wunde in Helenas Bauch – dort, wo ich das Ende der Rippen gespalten und ihre Organe entnommen habe, um sie zu konservieren.

Epilog

Kaum hatte ich auf dem Polizeirevier meine Aussage gemacht, begann der Prozess. Ich wurde des grausamen Mordes für schuldig befunden und hingerichtet. Bis zum letzten Tag bedauerte ich diese engstirnigen Trottel der Bürokratie, die nicht verstehen konnten welch‘ unsterbliches Geschenk ich Helena gemacht hatte. Als die Giftspritze meine Vene traf, trug ich ein seliges Lächeln auf den Lippen. Das süße Fleisch meiner Frau schmeckte auf meiner Zunge nach.