Erkner und Südstern – Ein modernes ÖPNV Märchen
Es waren einmal ein Junge namens Erkner Schönfließ und ein Mädchen namens Südstern Tegel. Die beiden sind sieben Jahre alt und die besten Freunde. Jeden Tag wollen sie schöne Abenteuer bestehen und ihren eigenen Horizont erweitern. Dies ist ein Wochenausschnitt ihres Tagebuchs:
Tag 1. – Erkner
Heute waren Südstern und ich in der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik um meine kranke Großmutter Bellevue zu besuchen. Sie wurde erst vor ein paar Tagen vom Oskar-Helene-Heim hierher verlegt und hat sich sehr über unseren Besuch gefreut. Ganz besonders über das Buch der Deutschen Oper welches ich ihr von Papa mitgebracht habe. Sie sagt immer, sie fände Kliniken doof und wenn es uns ‚Krumme Lanken‚ nicht gäbe, würde sie vor Langeweile umkommen. Natürlich ist das übertrieben. Gefreut habe ich mich über das Kompliment trotzdem.
Tag 2. – Südstern
Heute waren Erkner und ich im Tierpark, oder dem Zoologischen Garten wie Mama immer sagt. Was gab es dort alles zu sehen! Am Hirschgarten standen ganze Rehberge vor dem Gitter und haben sich füttern lassen. Und beim Springpfuhl habe ich einen Birkenstein gefunden. Erkner sagt, das bringt Glück bis an unser Lebensende. Mal sehen, ob das stimmt… Manchmal habe ich das Gefühl er sagt das alles nur, weil er glaubt ich komme nicht dahinter dass er diese Weisheiten aus Tantes Ruhleben-Sammlung abliest.
Tag 3. – Erkner
Heute waren Südstern und ich im Paracelsus-Bad schwimmen. Welch‘ ein Spaß das war! Südstern hat einen geheimen Tunnel gefunden, der direkt zu den Borsigwerken führt. Dort hat uns dann ein Aufseher beim Ziehen am Gleisdreieck erwischt und böse geschimpft. Wir könnten ungesehen entkommen – mussten aber den ganzen Weg nach Hause barfuß zurücklegen. Mama hat vielleicht Augen gemacht!
Tag 4. – Südstern
Heute waren wir gemeinsam mit Rudow und Lehnitz im Röntgental verschüttete Fossilien suchen. Das war lustig! Die Jungs haben immerzu unter dem Eichwalde gegraben, weil sie glauben dass die ersten Dinosaurier Pflanzenfresser waren. Ich denke eher dass wir unter dem (inzwischen ausgetrockneten) Schlachtensee suchen sollten. Jeder weiß doch, dass die Dinos in einer galaktischen Schlacht ausstarben, als böse Aliens mit Meteoren schossen.
Tag 5. Erkner
Heute waren Südstern und ich Unter den Linden spazieren. Am Ende der Allee, nahe dem Heiligensee, gibt es einen Tempelhof auf dem ein Gesundbrunnen steht, der angeblich das Leben um 100 Jahre verlängert. Südstern hat sich geweigert einen Schluck des magischen Wassers zu trinken, weil sie nicht über 200 Jahre alt werden will. Die Haut wäre dann so runzelig, dass die Hautfalten die Erde berühren. Sie und ihre spielverderberischen Ideen. Manchmal frage ich mich wirklich von welchem Planeten Südstern stammt…
Tag 6. – Südstern
Heute haben Erkner und ich meine Cousine Karow vom Westhafen abgeholt. Sie bleibt das ganze Wochenende bei uns. Weil unser Haus so klein ist, soll sie in Onkel Toms Hütte schlafen – aber ich glaube, dass es dort genauso eng sein wird. Hauptsache sie ängstigt sich nicht allein. Die alten Glocken der Zitadelle mit dem Südkreuz gleich um die Ecke schlagen zu jeder Stunde aus. Das klingt wie Eulengeschrei, finde ich. Echt gruselig.
Tag 7. – Erkner
Heute sind Südstern und ich auf den berühmten Pichelsberg geklettert. Von dort kann man ganz weit gucken – bis Stadtmitte, Hegermühle oder Märkisches Museum. Da fällt mir ein: Dort soll es aktuell eine Ausstellung geben, wo es um DAS WANDERN IST DES Waidmannslust geht – was auch immer das bedeutet, es klingt lustig. Und Südstern und ich haben noch viel Zeit…