Mein Leben mit den Spice Girls

Ich weiß es noch wie heute, als die Geschichte von den Spice Girls und mir begann. Es war am 14. Februar 1999 (Valentinstag und gleichzeitig meinem Geburtstag). Als ich gegen 14 Uhr nach Hause kam, ordnete ich erstmal die vielen Valentinskarten und Geschenke. Denn ich war damals recht beliebt. Danach machte ich mich gleich an die Arbeit mein Zimmer und die Wohnung zu schmücken. Ich musste mich beeilen, denn gegen 15 Uhr würden meine Freunde kommen. Und ich behielt Recht. Sie kamen zwar erst 15:30 Uhr, aber was soll’s.
Aber bleiben wir beim Thema. Ich begrüßte also die vielen Gäste, von denen meine Freunde nicht mal ein Drittel waren. Ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute kommen würden. Eifrig nahm ich alle Geschenke entgegen. Da waren zum Beispiel Kuscheltiere, Ringe und so weiter, aber ich nahm alle freudig entgegen, denn schließlich war es mein 14. Geburtstag und das bedeutete, dass ich Jugendweihe feierte. Es war ja schon so eine tolle Party gewesen, aber als meine Eltern kamen, schossen sie den Vogel ab. Sie waren immer schon fetzig gewesen, aber an diesem Tag waren sie die fetzigsten Eltern auf der Welt. Und alles kam von ihrem Geschenk. Eigentlich habe ich es nur ihnen zu verdanken, dass ich die Spice Girls kennengelernt habe. Denn sie schenkten mir meine Fahrt ins Glück. Mein Geschenk war…

… eine Reise nach Großbritannien mit Übernachtung in einem Londoner Vier-Sterne-Hotel! Aber das war noch längst nicht alles. Außerdem schenkten sie mir eine Karte für das Spice Girls-Konzert! Mit BACKSTAGE-PASS! Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen. War das alles wirklich wahr? Hielt ich diese Karte zum Glück nicht nur in meiner Fantasie in meinen Händen? Doch ein Blick in die Augen meiner Eltern verriet, dass alles Wirklichkeit war. Ihr werdet mir bestimmt glauben, dass dieser Moment der schönste in meinem Leben war.
Am Abend, als alle gegangen waren, packte ich meine Sachen. Gott sei Dank war Wochenende und ich konnte, ohne mir weiter darüber Sorgen zu machen, fahren oder besser gesagt fliegen. Außerdem hatte ich 4 Wochen Ferien. Meine Eltern und meine Freunde brachten mich zum Flughafen. Dort hieß es dann Abschied nehmen und das letzte Mal Blicke und Geschenke austauschen. Aber ich würde ja nicht aus der Welt sein. Oder?

Als ich im Flugzeug saß, überschlugen sich meine Fragen: Wie sind die Spice Girls wirklich? Denkt Vicky immer an Klamotten? Ist Emma wirklich ‚die Süße‘ oder hat sie es faustdick hinter den Ohren? Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort fand. Ich dachte noch eine Weile über die Fragen nach. Als mich jemand in meine Gedanken hinein fragte: „Möchten Sie etwas essen oder trinken?“ Es war die Stewardess, die mich fragend ansah. Was? Etwas essen? Wie kann man nur in diesem Augenblick ans Essen denken? „Nein, danke.“, sagte ich. Bevor mir die Stewardess noch Löcher in den Bauch starrte. Sie schien zu verstehen und ging zu einem Mann auf der anderen Seite des Ganges. Ich konnte nicht verstehen was sie sagten, aber es war auch unwichtig. Es gab wichtigere Dinge über die ich mir den Kopf zerbrechen musste. Zum Beispiel die Fragen: Würden die Spice Girls mich so mögen wie ich bin? Und was soll ich anziehen? Diese Fragen waren so schwer zu beantworten, dass ich einschlief. Als ich aufwachte, war das Flugzeug schon eine Weile gelandet. Ich stieg schlaftrunken aus und fragte mich, wie lange ich geschlafen habe. Denn schließlich war es ein langer Flug gewesen.

Ich hatte mich schon oft mit Großbritannien beschäftigt, aber ich hatte keine Ahnung wo mein Hotel war. Schließlich war London groß. Aber meine Eltern schienen an alles gedacht zu haben. Sie hatten einen Reisebus samt Personal engagiert. Die Reiseleiterin (sie hieß Tina) war sofort zur Stelle. Sie führte mich in dem gemütlichen Bus herum, der sehr groß wirkte. Als ich alles gesehen hatte, ging es endlich los. Unsere Reise führte uns an allen Denkmälern Londons vorbei. Vom BIG BEN bis zur TOWER BRIDGE waren alle Sehenswürdigkeiten dabei. Tina war sehr nett und ließ mich bei jeder Sehenswürdigkeit aussteigen. Sie erzählte mir die Geschichten der Sehenswürdigkeiten und sie hatte auch nichts dagegen, dass ich mir Andenken kaufte. Es war wirklich sehr interessant. Sogar so interessant, dass ich die Spice Girls fast vergaß. Aber eben nur fast.
Tina verstand meine Aufregung total, denn schließlich, waren es nur noch 6 Tage bis zum Konzert. Am Abend kamen wir endlich beim Hotel an. Und Tina, das ganze Reiseteam und ich gingen schlafen. Leider hatte ich keine Zeit mehr, meine Sachen auszupacken. Aber das machte nichts, denn es war ein aufregender Tag, an dem alle etwas gelernt hatten.

Am nächsten Morgen erwachte ich sehr spät. Tina die (wie immer) zur Stelle war, brachte mir mein Frühstück. Es bestand aus TEE, HAM AND EGGS, eben typisch Englisch. Als ich fertig gegessen hatte, ging es schon weiter im Programm. Wir wollten eine Stadtrundfahrt machen und danach ein bisschen im Swimmingpool des Hotels auf der faulen Haut liegen. Die Stadtrundfahrt war einfach herrlich. Wir fuhren in einer Pferdekutsche, es war total romantisch. Dabei musste ich doch an mein schönes Zuhause denken. Ach, dieses schreckliche Heimweh! Es ist wirklich schlimm, wenn man Zuhause ist, hat man Fernweh und wenn man woanders ist, hat man Heimweh. Es ist einfach fürchterlich! Aber ich komme vom Thema ab.
Also, als die Fahrt zu Ende war, fuhren wir zurück zum Hotel. Dort sonnten wir uns am Swimmingpool. Es war toll im Pool zu schwimmen und sich in der warmen Sonne zu sonnen. Und nach einigen Stunden, wie es uns schien, war der Tag zu Ende. Alle sanken müde in die Betten und bald schlief das ganze Hotel und alle träumten von dem morgigen Tag. Was er uns wohl bringen wird?

Als ich am nächsten Tag die Augen aufschlug, waren die Vorhänge meines Zimmers aufgeschlagen und die Sonne strahlte mir entgegen. Es schien mir fast, als ob die Sonne mit mir um die Wette strahlen wollte. Ich dachte mir sofort, dass Tina dahinter stecken würde. Und als ob ich sie gerufen hätte, stand sie mit einem bezaubernden Lächeln auf den Lippen in der Tür.“Good morning, Ann,“ sagte sie und mit einem Satz saß sie neben mir auf dem Bett. „Ich bringe dir dein Frühstück. Aber beeile dich, wir haben heute viel vor.“ Erstaunt sah ich auf das riesige Tablett in ihren Händen. „Aber, was ist das?“, fragte ich, neugierig wie immer, und zeigte dabei auf den Teller der auf dem Tablett stand. „Was das ist? Weißt du das denn nicht? Das sind BEANS ON TOAST, eine echte Delikatesse hier bei uns.“ Und kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, hatte sie schon wieder diesen Glanz in den Augen. Ihr müsst wissen, Tina war eine echte Naschkatze. Wo auch immer sie etwas zu essen sah, sie musste es probieren. Es sei denn, sie kannte es schon, aber das war selten und meistens unmöglich. Als ich aufgegessen hatte, führte mich Tina nach draußen. Dort angekommen, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen. Da stand eine riesige Limousine inklusive Fahrer. Er kam sofort auf mich zu und öffnete mir die Tür. Als Tina und ich saßen, sagte Tina endlich was sie mit mir vorhatte. Sie wollte mit mir einen Einkaufsbummel machen. Schließlich brauche ich doch noch etwas zum Anziehen, wenn ich die Spice Girls treffen will, war ihre Begründung. „Danke Tina,“ sagte ich und umarmte sie. Ja, es stimmte, von dem Tag an waren wir die besten Freunde.

Der Tag, an dem ich die Spice Girls treffen sollte, kam immer näher. Dann endlich war es soweit. Heute sollte ich die Spice Girls treffen. Zu diesem Anlass trug ich (auf Tinas Rat) schwarze Hot Pants, ein rotes, ärmelloses Top und schwarze Turnschuhe. Meine Haare hatte ich (wie Mel B) offen, als Löwenmähne. Natürlich hatte ich auch Geschenke für die Girls. Für alle hatte ich selbstgemalte Porträts. Ich fuhr aufgeregt zur ROYAL ALBERT HALL. Dort angekommen wurde ich hinter die Bühne gebracht. Wenig später standen sie vor mir: Die Spice Girls. Sie waren noch schöner, als ich sie mir ohnehin vorgestellt hatte. Wow und wie scharf sie angezogen waren – total spicy. Die Spice Girls begrüßten mich stürmisch. Jede gab mir einen Bussi auf beide Wangen, dann gingen sie ein Stück zurück um mich in voller Größe zu bewundern. Ehrlich gesagt, diese musternden Blicke machten mich schon ein wenig nervös. Mel B brach dann endlich das Schweigen, indem sie sagte: „Coole Klamotten, Ann!“ Darauf wurden auch die anderen laut. Nachdem alle ihre Meinung über meine Sachen abgegeben hatten, führten wir ein lockeres Gespräch. Die Spice Girls fragten mich woher ich komme. Mit dem Wort ‚Berlin‘ konnten sie nichts anfangen. Als ich darauf sagte ‚Germany‘ schauten sie mich verwundert an. Sie sagten, dass sie noch nie ein Mädchen getroffen hätten, dass so gut Englisch sprach. Das schmeichelte mir. Wir unterhielten uns noch eine Weile, dann mussten die Spice Girls zur Generalprobe. Sie gaben mir noch Autogramme und bedankten sich für die „fantastic“, wie sie sagten, Porträts. Dann mussten sie los. Gott sei Dank, sah ich sie danach noch mal bei der Pressekonferenz. Denn die Spice Girls sind mir richtig ans Herz gewachsen!
Darauf, bei der Pressekonferenz… Die Girls sprachen gerade über ihre neue Single, als sie die Bombe platzen ließen. Sie wollten mich nach ihrer Show auf die Bühne holen! Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Träumte ich? Als ich die Girls danach wieder für mich allein hatte, sprach ich sie darauf an. Aber sie taten sehr geheimnisvoll und ich solle mich noch ein wenig gedulden. Sie wollten es mir nach der Show sagen. Also musste ich wohl oder übel warten.

Am nächsten Tag war es dann endlich soweit; die erste Show der Spice Girls sollte beginnen! Als wir uns später trafen, waren alle munter und unterhielten sich über die anstehende Show. Nur ich war müde. Ich habe die ganze Nacht überlegt, was die Girls für ein Geheimnis hatten! Aber ich sollte es ja bald erfahren.
Die „Spiceys“ zogen sich nun um. In circa 10 Minuten sollte die Show beginnen. Jetzt wurde auch die Halle aufgeschlossen und so die vielen Fans hereingelassen. Ich schaute vorsichtig hinter den weinroten Vorhang. Das erste, was ich erblickte, waren die Fans. Sie wurden immer aufgeregter. Nun schrien sie zusammen im Chor: „Spice Girls, Spice Girls!“ Die Rufe wurden immer lauter. Aber da sah ich sie auch schon heranstürmen. Wie immer sahen sie total spicy aus. Und sexy noch dazu. Die Fans wurden langsam leiser. Auf der riesigen Leinwand erschienen nun Fotos der Girls. Als sie zu Ende waren, ertönte eine tiefe Stimme aus einem der Lautsprecher. „Wollt ihr die Spice Girls sehen?“, fragte die Stimme. Ein Aufschrei ging durch die Halle. „Ich präsentiere Ihnen die Spice Girls!“ Nun gab es kein Halten mehr. Die Fans drängten sich nach vorne und riefen den Namen ihres Lieblings.
Eine riesige Rauchwolke erschien‚ Funken sprühten und da waren sie, die Spice Girls. Sie legten sofort mit ihrer neuen Single „Spice Up Your Life“ los. Herausragend bei diesem Lied sind vor allem die Flickflacks von Mel C. Aber auch so wurde es eine tolle Show. Die ganzen 102 Minuten bebte die Halle. Nun war auch das letzte Lied verklungen. Und unter tosendem Beifall wurde ich auf die Bühne gerufen. Dort begrüßten mich die Girls stürmisch. Dann stellten sie mich vor. „Das ist Ann.“, sagten sie im Chor. Sie erzählten, dass sie mich alle ins Herz geschlossen hatten und das ich, wenn ich wollte, zu ihnen ziehen könnte. In der Halle war es mucksmäuschenstill. Schließlich erlebte man sowas nicht alle Tage. Alle hingen an meinen Lippen. Als ich sagte „Ja, gerne!“ und wir uns herzlich umarmten, gab es riesigen Beifall. Zusammen mit den Spice Girls ging ich Hand in Hand nach vorne. Wir hatten es nicht geübt, aber es klappte trotzdem. Als wir die Bühne verließen, war klar, dass wir nun Freundinnen waren.

Heute bin ich 18 Jahre alt. Ich wohne bei den Spice Girls und ich bin ihre persönliche Betreuerin. Was aus Tina geworden ist? Tja, sie hat geheiratet und lebt nun in einem Haus in Leeds. Wir sehen uns sooft es der Terminkalender der Spice Girls zulässt. Das war die Geschichte der Spice Girls und mir. Mal sehen wie sie weitergeht…