Wo gehobelt wird, fallen Späne
Glaubst du an Arschlochengel? Menschen, die dein Leben nur am Rande streifen brauchen und alles aus dem Gleichgewicht bringen? Menschen, die wach rütteln und anleiten? Menschen, die uns auch Jahre später noch umtreiben? Was ist mit diesen Arschlochengeln? Sollen wir ihnen zürnen, ob dem Gefühlswirrwarr dass sie auslösen? Oder sollen wir diesen Menschen stattdessen respektvoll danken, weil sie uns ein wenig weiser gemacht haben? Du kannst denken, was du willst: Aber ich sage „Alle Macht den Engeln“. Ohne sie wäre das Leben nicht schön – und die Welt nicht das, was sie sein kann: Jeden Tag ein kleines Wunder.
Es ist immer leicht, Menschen zu mögen die nett zu einem sind. Aber was ist mit negativen Vorbildern? Es ist bewiesen, dass traurige Erinnerungen uns nachhaltiger beeinflussen als schöne. Woran liegt das? Ich will ehrlich sein: Alle naselang überkommt mich sporadisch der unbändige Wunsch, einen alten Kumpel anzurufen, der ironischerweise genau bei mir um die Ecke wohnt und mir einmal sehr wichtig war. Verzeihung: IST. Denn wenn ich genau überlege, kann dieser Mensch selbst mit seiner Abwesenheit nach 2 Jahren wahre Gefühlsorkane entfesseln. Warum? Gute Frage. Denn rational betrachtet gibt es dafür keinen Grund. Im Gegenteil. Er ist, nett gesprochen, ein Macho, gefühlskalt und zuweilen sehr hart und verletzend in seiner Wortwahl. Und was das schlimmste ist: Er ist sich dessen durchaus bewusst. Und es stört ihn nicht. Es scheint sogar so, als wäre er noch stolz darauf. Glaubt wohl, damit einen ausgezeichneten Arschlochengel abzugeben. Und leider hat er Recht.
Bester Beweis der Wissenschaft. Doch warum lassen wir uns überhaupt auf solche Menschen ein? Ich meine: Die meisten Frauen sind zu wählerisch, um sich längerfristig mit einem Egomanen einzulassen – aber wenn es nicht um eine feste Beziehung geht (und das geht es bei solchen Typen selten), dann stürzen sie sich mit Vorliebe an ihren Rockzipfel. Unheil, ich komme! Ist das Selbstgeißelung oder die unterbewusste Hoffnung auf Reife durch Schmerz? Und welchen Unterschied macht das überhaupt, wenn wir am Ende doch bluten wie die Schweine?
Sicher, hat die Erkenntnis erst einmal an die Tür geklopft, ist es nur ein kurzer Weg zur Dankbarkeit überhaupt mit einem so intensiven Menschen Kontakt gehabt zu haben. Wie? Ganz einfach. Schon Buddha predigte, man solle seine Feinde lieben. Das fällt unheimlich schwer? Sicher, das Leben ist nun mal kein Zuckerschlecken, sondern erfordert Arbeit. Und mal ganz ehrlich: Hat nicht jeder von uns aus den dunklen Zeiten die Sonne noch mehr zu schätzen gelernt? Verdankt nicht jeder von uns seine Selbstsicherheit und Erfahrung auch jenen Arschlochengeln, die uns ein Bein stellten, damit wir lernten, wieder aufzustehen? Was wäre Licht ohne Schatten… Was wäre das Leben ohne Antihelden.
Wissenschaft hin oder her. Was uns nicht tötet, macht uns stark. Wer das einmal erkannt hat ist selig – und bestens gewappnet für das Abenteuer Leben.